Dienstag, 4. Januar 2011

gelesen: José Saramago, Eine Zeit ohne Tod

"Am darauffolgenden Tag starb niemand."
So fängt der Roman von Saramago an, und führt den Leser direkt in eine seiner Gedankenwelten: Ein Land, irgendwo in dieser Welt, in dem plötzlich niemand mehr stirbt. In den angrenzenden Ländern und auch in der Tierwelt läuft dagegen das Leben (und Sterben) normal weiter. Die Menschen sind verunsichert, sehen sich mit gewaltigen moralischen Auseinandersetzungen konfrontiert, und die Unternehmen, die vom Tod leben (! diese Verbindung wird hervorragend herausgearbeitet!), versuchen eine Lösung für ihr eigenes Überleben zu finden. Doch plötzlich meldet sich der Tod persönlich zu Worte und erklärt seine Beweggründe.

Ein Wechsel der Beobachtungsebene von Erzähler und Leser führt von der allgemeinen Beobachtung des Landes zur Gedankenwelt einer ganz besonderen Person: Tod. Wir lesen über ihre eigene Unsicherheit, als plötzlich ein Mann nicht stirbt, für den eigentlich der Tod vorgesehen war. Und wir erfahren, was passiert, wenn Tod sich verliebt...

Saramago gelingt es, den Leser mit in diese Welt zu nehmen. Plötzlich werden Zusammenhänge bewußt, die sonst einfach nur selbstverständlich waren, bei näherer Betrachtung aber eine ganz andere Bedeutung erlangen. Dabei wird er jedoch nie kitschig. Einfach genial.

Der Stil Saramagos ist gewöhnungsbedürftig, aber dies ist bereits das dritte Buch, das ich von ihm gelesen habe, und ich habe mich daran gewöhnt. Im Gegenteil, ich finde, mit einem anderen Stil wären seine Bücher nicht so voller Dichte. Absolut lesenswert!

1 Kommentare:

Selen hat gesagt…

Hört sich sehr interessant an, ich werds auf jeden Fall mal auf meinen Merkzettel setzten. :)

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