Sonntag, 20. März 2011

gelesen: Rudyard Kipling, Das Dschungelbuch

Mogli, Baghira, Balu und Kaa sind wohl Figuren, die fast jeder kennt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich sie bisher nur aus dem Disney-Film kannte. Ein großer Fehler, denn die Original-Geschichte ist sehr viel zauberhafter und lehrreicher als der Film...

 

"Es war sieben Uhr an einem sehr warmen Abend in den Seoni-Hügeln, als Vater Wolf aus seiner Tagesruhe erwachte, sich kratzte und eine Pfote nach der anderen reckte, um sich den Schlaf aus den Gliedern zu schütteln. Mutter Wolf lag da und hatte ihre große graue Schnauze über die vier durcheinanderpurzelnden, fiependen Jungen gestreckt."

So beginnt die Geschichte um Mogli und seine Freunde und Feinde. Die Tiere können zwar alle sprechen, bzw. sich untereinander verständigen, werden aber nicht vermenschlicht, sondern bleiben die wilden Tiere, die sie sind. Und so merkt man, dass es im scheinbar wilden Dschungel doch ungeschriebene Gesetze gibt, die das Leben der Tiere miteinander regeln und möglich machen.

Zu diesen Regeln und Gesetzen gehört, dass man vor sich vor Übergriffen schützen und um Hilfe bitte kann, selbst - selbst denjenigen, der einen gerade angegreift. Das Gesetz des Dschungels gebietet, dass man niemanden etwas antun darf, der den Schutzsatz "Wir sind von einem Blut, du und ich." in der entsprechenden Sprache beherrscht.

Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet der im Film recht faule und träge Bär Balu der Lehrer der jagenden Völker ist, und nicht nur die jungen Wölfe, sondern auch Mogli unterrichtet?

Zudem sind in dem Buch weitere Geschichten um den indischen Dschungel sowie die Robben vor einer Insel in der Beringsee vereint.

Kipling hat eine wunderbare Sprache die einen direkt in eine andere Welt trägt. Kostprobe gefällig? In der Geschichte "Tumai von den Elefanten", in der der kleine Junge Tumai ein großes Abenteuer mit seinem Elefanten-Freund Kala Nag erlebt, habe ich diese wunderbare Stelle gefunden:

"Endlich legten sich die Elefanten einer nach dem anderen hin, wie es ihre Art ist, bis ander äußersten rechten Seite der Pferche nur noch Kala Nag stand; er wiegte sich langsam von einer Seite zur anderen und streckte die Ohren vor, um dem Wind zu lauschen, der ganz sacht über die Hügel strich. Die Luft war voller Nachtgeräusche, die zusammengenommen eine große Stille ausmachen - das Klicken der Bambusstangen, das Geraschel von etwas lebendigem im Unterholz, das Kratzen und Krächzen eines halbwachen Vogels - Vögel sind in der Nacht viel öfter wach, als wir glauben -, und ganz, ganz weit entfernt das Rieseln von Wasser. Der Kleine Tumai schlief eine Weile, und als er aufwachte, war es vom Mondlicht strahlend hell, und Kala Nag stand immer noch da und spitzte die Ohren. Der Kleine Tumai drehte sich um, raschelte im Stroh, und betrachtete den Bogen von Kala Nags riesigem Rücken vor dem Sternenhimmel; und während er so schaute, hörte er das Trompeten eines wilden Elefanten, so weit weg, dass es nicht lauter klang als der Nadelstich eines Geräuschs, das durch die Stille gepikst wird."

Schön, oder?

2 Kommentare:

Froschkoenigin hat gesagt…

WOW!
Ich habe mir vor zwei Jahren zu Weihnachten eine Sonderausgabe vom Bojeverlag gewünscht (und sie auch bekommen).
Ich hab sie leider noch immer nicht gelesen, aber es sind sehr schöne Zeichnungen drinnen und ich werd deinen Post als Anstoß nehmen, endlich mal damit anzufangen!

feder hat gesagt…

Ich habe gerade mal zu deiner Ausgabe Google befragt: die Illustrationen sehen ja wirklich beeindruckend aus!
Viel Spaß beim Lesen, wirst es nicht bereuen :)

(und erzähl mal, wie du es fandest!)

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